Ein Mann und seine küche
Teil zwei
HERZ AUS STAHL UND SINN FÜR SINNLICHKEIT
Zu Hause beim Hobbykoch, Texter und
Stahlfan Martin Schuppli.
















Martin Schuppli arbeitet gerne im Garten – aber bitte ohne sich bücken und ohne dem Nachbarn das „Füdli“ entgegenstrecken zu müssen.
Und bitte auch gut gekleidet. Und so verwundert es eigentlich nicht, dass der kreative Texter und ehemalige Ringier-Journalist seine Idee von ästhetischer Gartenarbeit zum zweiten Beruf gemacht hat: mit runden Hochbeeten aus gewalztem Stahl oder besser gesagt mit RUNDUMSTAHL. Diese lässt er sich im Wiggertal von den Stahlprofis Jörg, Andreas und Cosimo herstellen. Ob rostig oder verzinkt, gross oder klein, als Skulptur oder Kräutergarten: Mit diesen sinnlichrunden Objekten besiegelt Schuppli eine grosse Liebe. Und weil die ja bekanntlich durch den Magen geht, finden sich in seinem Garten nicht nur Hochbeete, sondern seit neuem auch eine Feuerschale, die je nach Lust und Laune, mal Kunstwerk und mal Grill ist – und zwar einer, auf dem er bei unserem Besuch ein vorzügliches Kalbskotelett-Rack gezaubert hat.
Aber zurück zur Liebe – da kommt einer ganz weit vorn: Bilbo. Der kleine weisse Strassenhund aus Kos und Martin Schuppli sind seit November ein Herz und eine Seele. Im Dorf ist Bilbo schon bekannt wie ein bunter Hund, was vielleicht auch daran liegt, dass sein Herrchen ihn, wie die rote Handtasche, überallhin mitnimmt. Auch im Zug, wo der Kleine gerne fotografiert wird. Noch mehr Aufsehen hat Schuppli wohl nur erregt, als er damals mit der nackten Laura mit Tram und Zug in den Aargau reiste. Laura hats nicht gestört: In Netzstrümpfen und Minirock sitzt die Schaufensterpuppe heute vor dem Haus, empfängt die Gäste und wacht über das Quartier.
Kochen mit einem kleinen Schmirgel und grossen Messern.
Wenn in diesem Quartier abends die mondänen Lichter der
Skyline angehen, dann kocht Martin Schuppli für seine Lebens-gefährtin Hanna – genau wie er es früher oft für seine Kinder getan hat. Die Routine spürt man: klare Abläufe und kein Chi-Chi. Dafür legt der Hobbykoch viel Wert auf Hygiene – und auf seinen Absinth. Der gehört genau wie seine iPhone-Kopfhörer zur Standardausrüstung beim Kochen. Schuppli lacht: „Trinkt man zuviel davon, gibts – wie die Walliser sagen – en hüere Schmirgel.“ Auch immer dabei: leistungsstarke Küchengeräte, die für Schuppli kein Luxus, sondern unverzichtbarer Teil des Alltags sind.
Die Wok-Pfanne wird dabei kurzerhand auch mal zur grossen Salatschüssel und der Teppan Yaki für die schnellen und zahlreichen Grilladen gerne und oft aufgeheizt. Was darüber
hinaus auf keinen Fall in seinem Küchenalltag fehlen darf sind
M-Budget Haushaltpapierrollen, grosse Messer und sein Stabmixer. Schwach wird der Kreative ausserdem gerne bei der Farbe Rot. Wenn irgendwo, wie in seinem Lieblingsshop Girard aux Grottes in Genf, rote Küchenutensilien zur Wahl stehen, ist es um ihn geschehen. Überhaupt kann er auf Märkten und in Haushaltsläden stundenlang abtauchen, genau wie in seine zahlreichen Kochbücher, die er oft und gerne – am liebsten abends im Bett – liest, und die für ihn
Inspiration zur Interpretation sind.
Ob beim Kreieren von Stahlideen, beim Schreiben oder beim Kochen: Sinnlichkeit spielt eine wichtige Rolle im Alltag von
Martin Schuppli, der bereits um 4.44 Uhr mit Bilbo und einem langen Morgenspaziergang beginnt.
Auf diesen Spaziergängen, beim Hören von Led Zeppelin, Bruce Springsteen und Rosenstolz und manchmal auch beim Rauchen einer Zigarre oder der Betrachtung des Zürcher Hafenkrans, findet er einen Ausgleich zum Schreiben. Entsprechend entspannt geht der Mann durchs Leben, das von Kommunikation und Kreation geprägt ist. So macht er sich zum Beispiel keinen Stress, wenn seine Gerichte beim Servieren nur noch lauwarm sind. Das hat er lieber als Hektik beim Anrichten. Genauso locker kann er zugeben, dass er die Pouletflügeli
von Burger King genial findet und er seine Lieblingssalatsauce
fertig im Volg kauft. Gleichzeitig aber zaubert er mit inspirierenden Rezepten und viel Leidenschaft ein Festmahl, das nur noch von seinen begleitenden Geschichten übertroffen wird. Der Mann mit dem grossen Wortschatz und dem noch grösseren Herzen ist im Grunde so, wie er selbst ein perfektes Gericht beschreibt: Kreativ, unkompliziert, überraschend und eine echte Inspiration.