ein mann und seine Küche
teil eins
ORGANISIERTES CHAOS
Hier wird nicht nach Rezept,
dafür ausschliesslich nach Bauchgefühl gekocht.
















Urs Böhler, CEO des erfolgreichen Schmuck- und Uhrenherstellers „Les Millionnaires“ verlässt sich nicht nur beim Kochen immer auf sein Bauchgefühl.
Der gelernte Typograf und Tontechniker hat sich über die Jahre kontinuierlich seinen Lebenstraum erfüllt und ein exklusives Schmucklabel aufgebaut. Und das obwohl er sich selbst nicht als typischen Boss sieht – er müsse ja auch nicht „chef-fähig“, sondern „partnerschaftsfähig“ sein, so der Unternehmer. Und der Erfolg gibt ihm (und seinem Bauch) Recht: Zusammen mit seinen Teilhabern und kreativen Partnern hat „Les Millionnaires“ gerade den ersten Franchise-Store in Moskau eröffnet und einen weiteren Standort am Limmatquai in Zürich.
Wenn er nicht gerade arbeitet oder kocht, segelt der überzeugte Genussmensch mit seiner Frau in Südamerika. Am liebsten in Venezuela, wo er oft und gerne hingeht. Dort leben die Böhlers dann mit wenig High-Tech und viel Naturverbundenheit. Und in der Schiffsküche werden die technischen Innovationen ohnehin ganz gegen gute, alte Kreativität eingetauscht.
Ganz anders sieht es bei Urs Böhler zuhause in Küsnacht aus: Die Küche ist zwar keine typische Hochglanzküche, jedoch – wie seine Schmuck- und Uhrenkreationen – ein Unikat mit viel Charme und Liebe zum Detail. Dennoch glänzt sie mit einer faszinierenden Ausstattung. So lassen sich zum Beispiel im runden Teppan Yaki nicht nur Fleisch und Fisch braten, sondern auch gleich die passenden Saucen kreieren. Auch auf den Wok für seinen Zitronenreis, den Profidampfgarer und seine zwei Backöfen will der Hobbykoch nicht mehr verzichten. Genauso wenig wie auf die massgefertigte Hubtischlüftung (und nach einem langen Kochabend mit vielen Gerüchen wissen wir auch, warum) und seinen Geschirrspüler – ein Profigerät, das in nur zwei Minuten Unmengen von Geschirr reinigt und gleich wieder perfekt gewärmt bereitstellt.
Aber am wichtigsten: seine Geräte müssen für ihn da sein – nicht umgekehrt. So kann Urs Böhler nämlich für die da sein, die er gerne, oft und regelmässig bekocht: seine vielen Gäste – allen voran Familie und Freunde. Wie sonst auch lässt sich der 58-jährige dabei von seinem Bauchgefühl und seinen Augen leiten. Als visuell orientierter Mensch kauft er kurzerhand das, was ihm auf den ersten Blick gefällt – und kreiert daraus mit Hilfe von einem fast unerschöpflichen Gewürzrepertoire und ebensolcher Phantasie einen wahren Augenschmaus. Es versteht sich von selbst, dass der „Selfmade-Millionnaire“ dabei nicht nach Rezept kocht, sondern nach Gefühl.
Bei so viel Improvisation gibt es dann aber doch Rituale.
So beginnt das Kochen bei Böhler zum Beispiel immer mit Uhr und Ring ablegen und einem Glas Wein oder Champagner – letzteren nennt er aufgrund der eindrucksvollen Mengen, die sie zu Hause und während den zahlreichen Vernissagen konsumieren, auch „Familienchampagner“. Oft gibt es dann zum Apéro mit diesem Familienchampagner noch fein abgewandelte Gerichte vom Vortag, von denen er dafür meist extra mehr kocht. So wandert die Hälfte des Siedfleischs auch heute gleich in den Kühlschrank, um am nächsten Tag als Tafelspitz geschnitten mit Orangensenf wieder in aller Munde zu sein. Unser Bauchgefühl sagt uns: Wir müssen morgen wiederkommen. Oder um es mit Urs Böhler zu sagen: Männer, die kochen, sind einfach unwiderstehlich.